Seelische Liebe

Es ist auch ein Fehler zu glauben, dass allein das Vital Wärme besitzen würde und die Seele etwas Kaltes sei und ohne Feuer. Ein klares, reines Wohlwollen ist wünschenswert. Das aber ist nicht mit seelischer Liebe gemeint. Liebe ist Liebe, und nicht nur Wohlwollen. Die seelische Liebe kann eine Wärme und ein Feuer haben, die ebenso intensiv wie die des Vitals ist, ja intensiver, nur, dass es ein reines Feuer ist und nicht abhängig von der Befriedigung des Egoverlangens oder davon, das Öl, von dem es genährt wird, aufzuzehren. Es ist eine weiße Flamme und keine rote, doch ist die weiße Hitze in ihrer Glut der roten nicht unterlegen. Es stimmt, meist kommt die seelische Liebe in der menschlichen Beziehung und Natur nicht voll zum Zug. Sie findet die Fülle ihres Feuers und ihrer Ekstase leichter, wenn sie sich zum „Göttlichen“ erhebt. In der menschlichen Beziehung wird die seelische Liebe mit anderen Elementen vermischt, die sie sofort zu benützen oder zu überschatten suchen. Nur in seltenen Augenblicken erhält sie ein Ventil für ihre volle Intensität. Meist tritt sie nur als Element in Erscheinung, doch selbst dann steuert sie zu einer im Grunde vitalen Liebe alle höheren Dinge bei – die reine Süße, die Zärtlichkeit, das Selbstgeben, die Selbstaufgabe, das Ergriffenwerden zweier Seelen, die idealisierenden Vergeistigungen, welche die menschlichen Liebe über sich selbst hinausheben – all dies hat seinen Ursprung in der Seele. Wenn sie fähig wäre, die übrigen Elemente menschlicher Liebe – die mentalen, vitalen und physischen – zu beherrschen, zu lenken und umzuformen, könnte die Liebe auf Erden eine Widerspiegelung oder eine Vorbereitung der wahren Sache sein, eine umfassende Einung der Seele mit ihren Instrumenten. Doch selbst in unvollständiger Form kommt das nur selten vor.

Aurobindo Ghose, Indischer Philosoph (23:817)

 

 

Die Macht der Seele kann man in den Augen des Menschen sehen, wenn seine Augen klar, hell und durchsichtig sind,

weil die Seele mit Macht im Körper wohnt, um recht viele Werke in ihm zu vollbringen.

(Hildegard von Bingen)

 

Der Körper des Menschen ist nichts von seiner Seele Unterschiedenes; dieser sogenannte Körper ist ein Teil der Seele,

und zwar jener, den die fünf Sinne  wahrnehmen,

die wichtigsten Einlaßpforten der Seele in diesem Zeitalter. 

 (William Blake)

 

Durch die Freude dringt die Schönheit der Welt in unsere Seele ein. Freude ist nichts anderes als das Gefühl der Wirklichkeit. 

(Simone Weil)

 

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